Grüsse aus Berlins Eingeweiden
Alicia Fischer – Colby College
George Grosz
Street Scene, 1936
Lithograph on paper
Colby College Museum of Art
Gift of Mr. and Mrs. A.A. D'Amico
1974.089
Wir hören Geschichten über das „neue Jerusalem,“
Wo Arbeit reichlich ist, sie fließt wie Milch und Honig.
Unsere hungrigen Augen betteln sehnsüchtig
In das beste, pulsierende Berlin zu gehen,
In das gelobte Land.
Singt! Tanzt! Lauft durch das üppige Feld!
Wir werden von Kummer und Leiden gerettet!
40 Tage und 40 Nächte fahren wir
Bis die Skyline auf den Horizont trifft,
Wo das monströse Berlin wartet.
Schwarz, weiß, mit einer Million grauer Schatten:
Grau in der alten Architektur und den Gebäuden,
Die anzüglich grinsen um uns und drohen einzufallen;
Grau in dem Rauch, der die ganze Stadt erstickt.
Kein Sonnenlicht dringt durch das monströse Berlin hindurch.
Das ehemals lebende Grün wird zerstampft von lebloser Industrie
Und die Stadt wird vernarbt mit moderner Technologie.
Nach dem Weg fragen wir, um Hilfe;
Die grauen, dreckigen Gesichter antworten mit Stille
Und gehen schlurfend davon.
25 heiße, verschwitzte Gremien drängten sich zusammen.
Beeilen sich zur Arbeit in den Fabrikdampf
Und dann wieder nach Hause in die Mietwohnung zu gehen.
Obwohl wir hier seit einer Ewigkeit wohnen,
Dies ist nicht unser Zuhause.
„In der Reihe bleiben!“
Die Polizei beobachtet nur die Armen, die Unterdrückten,
Nie das Großbürgertum, das ohne Sorge in der Welt ist.
Sie sind unsere Besitzer
Und wir, die Besessenen, müssen befolgen.
Wir härteten uns gegen Berlin ab
Und stolpern blind durch seine chaotischen, stetig wachsenden Eingeweide.
Warten wir bis in unsere Tage, wenn das monströse Berlin den Kopf herumwirft
Und uns mit hungrigen Augen frisst, und nur unsere schwachen Knochen überlässt.
Berlin ist immer hungrig, nie zufrieden, und wir sind seine Beute.